SONDERBERICHT – Der Kryptoriese Binance hat Kundengelder und Unternehmenseinnahmen vermischt, sagen ehemalige Insider

23. Mai (Reuters) – Die weltweit größte Kryptowährungsbörse Binance hat in den Jahren 2020 und 2021 Kundengelder mit Unternehmenseinnahmen vermischt und damit gegen US-Finanzvorschriften verstoßen, die eine getrennte Aufbewahrung von Kundengeldern vorschreiben, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen gegenüber Reuters.

Eine der Quellen, eine Person mit direktem Wissen über die Finanzen der Binance-Gruppe, sagte, dass sich die Summen auf Milliarden von Dollar beliefen und dass die Vermischung fast täglich auf Konten der Börse beim US-Kreditgeber Silvergate Bank stattgefunden habe. Reuters konnte weder die Zahlen noch die Häufigkeit unabhängig überprüfen. Die Nachrichtenagentur überprüfte jedoch eine Bankakte, aus der hervorgeht, dass Binance am 10. Februar 2021 20 Millionen US-Dollar von einem Firmenkonto mit 15 Millionen US-Dollar von einem Konto vermischte, auf dem Kundengelder eingingen.

Die von Reuters beschriebenen Geldflüsse bei Binance deuten auf einen Mangel an internen Kontrollen hin, um sicherzustellen, dass Kundengelder klar identifizierbar und von den Unternehmenseinnahmen getrennt sind, sagten drei ehemalige US-Regulierungsbehörden. Sie sagten, die Vermischung dieser Gelder gefährde das Vermögen der Kunden, da deren Verbleib verschleiert werde. Binance-Kunden sollten „keinen forensischen Buchhalter brauchen, um herauszufinden, wo ihr Geld ist“, sagte John Reed Stark, ehemaliger Leiter des Office of Internet Enforcement der Securities and Exchange Commission.

Reuters fand keine Beweise dafür, dass Gelder von Binance-Kunden verloren gingen oder gestohlen wurden.

Der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler, sagte, dass viele Krypto-Börsen, die US-Kunden Wertpapiere anbieten, die Gesetze nicht einhalten, die registrierte Broker-Dealer dazu verpflichten, Kundengelder durch Trennung vom Unternehmensvermögen zu schützen. „Ihre Geschäftsmodelle basieren in der Regel darauf, Kundengelder zu nehmen und zu vermischen“, sagte er bei einer Veranstaltung im Mai. Die SEC hat in diesem Jahr gegen eine Reihe von Kryptofirmen vorgegangen, hat Binance jedoch nicht mit direkten Durchsetzungsmaßnahmen ins Visier genommen.

Binance erlaubte US-Kunden von 2019 bis zu diesem Jahr den Handel auf seiner Plattform, obwohl öffentlich behauptet wurde, den Zugang für Amerikaner einzuschränken, behauptete die US-amerikanische Commodity Futures Trading Commission im März in einer Beschwerde gegen die Börse. Binance antwortete in einem Blog, dass es US-Benutzer blockiert.

In einer Erklärung gegenüber Reuters bestritt Binance die Vermischung von Kundeneinlagen und Unternehmensgeldern. „Diese Konten wurden nicht zur Annahme von Benutzereinzahlungen verwendet; Sie wurden verwendet, um Benutzern den Kauf von Kryptowährungen zu erleichtern“, sagte Sprecher Brad Jaffe. „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Vermischung, da es sich zu 100 % um Unternehmensfonds handelt.“ Als Benutzer Geld auf das Konto schickten, zahlten sie kein Geld ein, sondern kauften den maßgeschneiderten Dollar-gebundenen Krypto-Token der Börse, BUSD, sagte er. Dieser Vorgang sei „genau dasselbe wie der Kauf eines Produkts bei Amazon“, sagte Jaffe.

Die ehemaligen US-Aufsichtsbehörden teilten Reuters mit, dass die Erklärung von Binance durch die früheren Zusicherungen der Börse gegenüber Kunden, dass es sich bei den Überweisungen um Einlagen handele, untergraben wurde. Ab Ende 2020 und im gesamten Jahr 2021 teilte die Website von Binance den Kunden mit, dass es sich bei ihren Dollarüberweisungen um „Einzahlungen“ handele, die ihren Handelskonten in Form von BUSD „gutgeschrieben“ würden. Den Kunden wurde gesagt, sie könnten ihre Einzahlungen in Dollar „abheben“. Diese Darstellungen hätten die Erwartung geweckt, dass die Gelder der Kunden auf die gleiche Weise geschützt würden wie herkömmliche Bareinlagen, sagten die ehemaligen Aufsichtsbehörden.

„Diese Darstellungen müssen jederzeit glasklar sein“, sagte Stark, der ehemalige SEC-Beamte.

Reuters fragte Binance, ob es den Nutzern jemals mitgeteilt habe, dass es ihre Dollareinzahlungen als „Käufe“ betrachte. Binance legte hierfür keine Beweise vor und sagte: „Der Begriff ‚Einzahlung‘ ist ein Kommunikationsbegriff, er ist kein Hinweis auf die technische Behandlung der Gelder.“

Die Vermischung von Kunden- und Unternehmensgeldern kann für die Kunden von Finanzunternehmen zu erheblichen Verlusten führen. Im Dezember behaupteten die SEC und die CFTC, dass der Gründer der zusammengebrochenen Krypto-Börse FTX, Sam Bankman-Fried, jahrelang Kundengelder seiner Handelsfirma zusammengelegt und die Gelder zur Finanzierung von Risikokapitalinvestitionen, politischen Spenden und Immobilienkäufen verwendet habe. Bankman-Fried bekannte sich der Betrugsvorwürfe nicht schuldig und sagte, er habe nicht wissentlich Gelder vermischt.

BINANCES BANKER

Bank and company records for 2019-2021, seen by Reuters, and interviews with former insiders show that Binance used Silvergate Bank, the U.S. lender that collapsed in March, as the lynchpin of its financial operations. Silvergate, which is in the process of winding down operations, did not comment for this article.

Company revenues entered the Silvergate account of the exchange’s Cayman Islands holding firm, Binance Holdings, according to the sources and bank records. Customer dollars flowed into the Silvergate account of a firm in the Seychelles called Key Vision Development that was controlled by Binance CEO Changpeng Zhao.

One of the sources and a fourth person with direct knowledge of this account said Binance told Silvergate the Key Vision account’s purpose was to receive dollar deposits from non-U.S. customers. Jaffe, the Binance spokesperson, said this was inaccurate, without providing further details.

According to the sources and the February 2021 bank record seen by Reuters, Binance mixed customer money and company revenues in a third Silvergate account, belonging to a Zhao-controlled Cayman firm. Binance converted money from this third account into the dollar-linked token BUSD, according to the person with knowledge of Binance’s group finances and company messages. Blockchain records show Binance bought at least $18 billion of BUSD between January 2020 and December 2021.

The former regulators told Reuters that moving money between accounts and into crypto could have enabled Binance to shield funds from tax authorities in countries where it operates. The person with group-level knowledge of Binance said there was also another motivation: Zhao distrusted banks, once telling an interviewer of his concern that they could freeze his company’s accounts. So Binance turned cash into crypto, commingling customer funds and revenues in the process.

The new insights into Binance’s financial operations come as the company is facing civil charges from the CFTC of willful evasion of U.S. commodities laws by “intentionally structuring entities and transactions” to avoid U.S. regulations. The CFTC also alleged, without elaborating, that some of Binance’s corporate entities, including the Cayman holding firm, “have commingled funds.” Zhao called the charges “disappointing” and an “incomplete recitation of facts.” Binance is also under investigation by the Justice Department for suspected money laundering and sanctions violations, according to people familiar with the probe.

The CFTC declined to comment for this article, citing pending litigation, as did the SEC. The DOJ had no comment.

Binance has grown into a juggernaut in recent years, accounting for as much as 70% of world trading in cryptocurrencies. The company initially did business solely in crypto, enabling it to avoid the global banking system. But as Binance attracted more customers and hired more employees, its need for conventional bank accounts grew – to deposit the dollars it received from clients, to pay wages and other expenses, and to finance investments.

Silvergate, which specialised in serving the crypto industry, made this possible – until early March of this year, when the bank announced its closure after customers pulled deposits amid a wave of turmoil. The same month, New York’s chief financial regulator took over another crypto-friendly bank, Signature Bank, where Binance was also a client.

Während das Vorgehen der USA gegen den Kryptosektor an Fahrt gewinnt, ist unklar, welche Bank der nächste Dreh- und Angelpunkt der Geschäftstätigkeit von Binance werden wird. Zhao sagte auf Twitter, er sei auf der Suche nach neuen Bankpartnern. „Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich andere“, schrieb er am 27. März. Reuters konnte nicht feststellen, wer nun als leitender Banker von Binance fungiert.

EIN KOMPLETTES WEB

Fünf Monate nach dem Start der Börse in Shanghai im Juli 2017 sagte Zhao gegenüber der Nachrichtenagentur Tech in Asia, dass Binance keine Bankpartner habe, da Kunden Gelder ausschließlich in Kryptowährungen einzahlten. „Je mehr man sich mit Fiat beschäftigt, desto besser können (die Behörden) einen kontrollieren“, sagte Zhao in Bezug auf traditionelle Währungen. Er nutzte seine private Kreditkarte, um Firmenrechnungen zu begleichen, sagten ehemalige Mitarbeiter.

But the situation changed in 2018 when Binance sought to launch several local exchanges where customers could buy crypto with traditional currencies. Zhao dispatched his deputies to find banks and payment firms willing to accept Binance as a client. Chief among these deputies was Guangying Chen, the head of Binance’s back office. Chinese-born Chen was one of the few employees Zhao trusted with Binance’s finances, former executives said. Chen did not respond to questions about her role.

Binance had limited success obtaining bank accounts for its small local units, however. Most major banks turned the exchange down due to compliance concerns over crypto companies’ source of funds, according to company messages and former executives.

Then Silvergate came to the rescue. In recent years, the small San Diego-based bank had shifted its focus from local real-estate lending to servicing crypto companies. It quickly became a leading provider of banking services to the crypto sector.

By 2019, Binance had opened a Silvergate account for its Cayman-based holding company, Binance Holdings Limited, to receive revenues earned by the exchange. The account was handled by Chen and a finance executive who reported to her, Susan Li, company records show. Li didn’t comment for this article.

Binance then opened two further Silvergate accounts: for Seychelles firm Key Vision Development and Cayman Islands-based Merit Peak, both incorporated on Jan. 15, 2019 and controlled by Zhao, according to filings and bank records. Binance’s online platform began instructing customers to “deposit” their dollars into the Key Vision account. After users transferred funds to Key Vision, they received an email from Binance telling them they had “successfully deposited” their dollars, according to screenshots posted online by traders. Users could also “withdraw” their deposits via Binance’s platform, which said it would wire the dollars to their bank accounts.

Binance Holdings, Key Vision and Merit Peak formed the core of the global crypto exchange’s financial network. But inside Binance, few employees had full visibility over their roles. Access to information about the Binance group’s overall finances and its bank accounts was tightly managed by Chen, a half-dozen former executives said. Chen’s team also had access to a Silvergate account belonging to Binance’s purportedly independent U.S. partner, Binance.US, which Zhao in fact controls, as Reuters has previously reported. Binance.US told Reuters that only Binance.US executives have access to its bank accounts.

Binance’s then-chief compliance officer, Samuel Lim, was concerned by the exchange’s dependence on Silvergate due to requirements that U.S. banks closely monitor clients’ transactions, company messages show. Lim told executives in a 2020 message seen by Reuters that “the long term fix is to reduce reliance on US bank.” The CFTC complaint in March charged Lim with aiding and abetting Binance in violating U.S. laws “through intentional conduct that undermined Binance’s compliance program.” Lim has not publicly responded to the charge and did not comment for this article.

The person with direct knowledge of Binance’s group finances said Zhao shared Lim’s distrust of banks and instructed the finance team to keep dollar balances in the Silvergate accounts as low as possible. Dollars in the Binance Holdings account and Key Vision customer funds account that were surplus to immediate business needs were transferred to the Merit Peak account, where they were commingled, the source said. Money from the Merit Peak account was then used to purchase Binance’s BUSD token, according to the source and company messages. BUSD and other “stablecoins” are backed by dollars and designed to hold a steady value.

Reuters couldn’t determine the value of BUSD tokens purchased in this way. But blockchain data show that between January 2020 and December 2021, BUSD’s issuer, New York-based Paxos Trust, transferred at least $18 billion of BUSD to Binance. Binance received the BUSD in at least two wallets that it has previously identified as its own, without saying whether they contain company or customer funds. A Paxos spokesperson said that between late 2019 and early 2023 Binance sent Paxos dollars in return for BUSD “for it and its customers.”

The money flow between Binance and Paxos also could be reversed, according to the person with group-level knowledge and company messages. When Key Vision needed dollars to meet customer withdrawals, for instance, Binance would redeem BUSD at Paxos, which in return would send dollars to Merit Peak’s Silvergate account. Merit Peak would then distribute the dollars to other accounts as needed.

The value of BUSD tokens in circulation peaked at over $23 billion last November, with Binance-controlled crypto wallets holding as much as 90% of the total, according to crypto data firm Nansen. But in February, New York regulators ordered Paxos to stop issuing BUSD, citing Paxos’ failures in risk assessments and due diligence checks.

The Paxos spokesperson said the company “voluntarily announced its intention to end its relationship with Binance and has been successfully winding down all business relationships with Binance since.”

Since Paxos stopped issuing BUSD, Binance has reduced its holdings of the coin to around $3 billion, according to Nansen. Reuters could not determine why Binance reduced these holdings or how it converted them.

Money from other sources also entered Merit Peak’s account, including hundreds of millions of dollars from a Binance.US account, Reuters has previously reported. Bank records show the Binance.US account was operated by Chen. Binance.US told Reuters Merit Peak “was withdrawing funds from its own account.” It didn’t respond to follow up questions.

Laut zwei Personen mit direktem Wissen teilte Silvergate Binance mit, dass das Konto von Key Vision Mitte 2021 geschlossen werde. Silvergate habe die Entscheidung auf der Grundlage getroffen, dass Key Vision Transaktionen durchgeführt habe, die für ein Depotbankkonto unzulässig seien, sagte einer der Befragten, ohne näher darauf einzugehen. Im Juni dieses Jahres teilte Binance den Nutzern per E-Mail mit, dass „USD-Einzahlungen“ über Silvergate „eingestellt“ würden. Den Quellen und Screenshots der Benutzertransaktionen zufolge begann Binance dann, ein Key Vision-Konto bei der Signature Bank zu nutzen, um Kundengelder zu erhalten. Signature Bank hat zu diesem Artikel keinen Kommentar abgegeben.

Der Sprecher von Binance, Jaffe, sagte, diese Berichterstattung über die Key Vision-Konten sei ungenau, nannte jedoch keine weiteren Details.

EINE BALTISCHE BASIS

Binance’s financial network also required a reliable euro bank account, former executives said. The exchange found a solution in Lithuania which provided a European Union base and a straightforward registration process. In May 2020, Binance set up the Lithuanian company, initially called Binance UAB, with Zhao as its sole shareholder and Chen as a board member. Binance later unveiled the firm, renamed as Bifinity, as its “official fiat-to-crypto payments provider.” Zhao installed Helen Hai, Binance’s China-born head of fiat operations, as president. Hai didn’t comment for this article.

In 2021, Bifinity had revenue of 680 million euros, according to its financial report, and paid over 420 million euros to a single unnamed related party. The person with direct knowledge of Binance’s group finances identified the unnamed party as Binance Holdings. Bifinity did not respond to questions from Reuters.

One consequence of Binance’s financial manoeuvring, four former Binance executives said, was to protect the exchange’s profits from tax authorities. Binance has never disclosed where its Binance.com trading platform is based nor what corporate taxes it pays and where.

To assess how much tax Binance pays, Reuters reviewed the exchange’s public filings since 2018 in countries where it has said it has significant operations. In France and Dubai, where Binance established hubs last year, local units have not detailed tax payments. France’s finance ministry declined to comment and Dubai didn’t comment. In Malta, where Binance said it was based for several years, its main local unit reported losses each year, so it paid no tax. Maltese authorities didn’t comment. The only significant tax payments Reuters found were in Lithuania, where in 2022 Bifinity paid 42.5 million euros, data from Lithuania’s tax authority show.

With the growth in Bifinity’s business came a higher profile. In July 2021, Lithuania’s central bank said it had warned Binance not to provide unlicensed investment services. Six months later the exchange appointed Saulius Galatiltis, who previously ran the central bank’s investment management department, as chief executive of Bifinity.

When Lithuania’s parliament debated a new bill to toughen rules for the country’s crypto companies last year, Galatiltis urged a parliamentary committee to avoid stricter legislation. He emphasised Bifinity’s tax payments, which last year made it one of Lithuania’s largest corporate taxpayers. “This business is global, in many countries all over the world,” Galatiltis told the committee, discussing Bifinity. “I think a business which acts globally and pays tax locally must be attractive to any country,” he said. Galatiltis didn’t respond to requests for comment for this article.

Letztlich stimmte das Parlament einem abgeschwächten Regelwerk zu. Das litauische Finanzministerium teilte Reuters mit, dass Bifinity zusammen mit anderen Institutionen und Marktteilnehmern am formellen Prozess der „Abgabe von Kommentaren und Vorschlägen“ zum Gesetzesentwurf beteiligt sei. „Wir stützen unsere regulatorischen politischen Entscheidungen niemals auf eine einzelne Einheit.“